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Gesagtes nicht mehr persönlich nehmen: Der ultimative Guide für mehr Gelassenheit und ein starkes Selbstwertgefühl

Kritisiert das Kind das Abendessen, sagt eine Freundin kurzfristig ab oder äußert der Chef Unzufriedenheit mit Ihrer Arbeit? 

Wenn solche Momente tiefe Selbstzweifel auslösen und das Gefühl hinterlassen, unfähig zu sein, sind Sie nicht allein. 

Der gut gemeinte Ratschlag „Nimm das doch nicht immer so persönlich“ ist leicht gesagt, aber schwer umzusetzen, wenn eine Bemerkung direkt ins Herz trifft.

Dieser Guide geht über oberflächliche Tipps hinaus. Sie werden nicht nur verstehen, warum Sie bestimmte Dinge persönlich nehmen, sondern auch konkrete, umsetzbare Strategien entdecken – sowohl für den akuten Moment als auch für den langfristigen Aufbau eines starken inneren Schutzschildes. 

Ziel ist es, dass Sie gelassener auf Kritik reagieren, Ihr Selbstwertgefühl stärken und Konflikte souveräner meistern können.

Warum nehmen wir Dinge überhaupt persönlich? Die Psychologie dahinter

Wenn wir eine Aussage persönlich nehmen, reagieren wir nicht auf die sachliche Information, sondern auf die emotionale Bedeutung, die wir ihr beimessen. 

Der Satz des Kindes „Das Essen schmeckt mir nicht“ ist objektiv eine reine Meinungsäußerung. Auf der Beziehungsebene hören wir jedoch vielleicht: „Du gibst dir keine Mühe.“ 

Es ist verständlich, sich davon getroffen zu fühlen, denn dieser Mechanismus hat tiefe psychologische Wurzeln:

Alles persönlich nehmen: Was ist der genaue Hergang und der Ablauf?

Wenn Sie das Gesagte persönlich nehmen ist der Ablauf folgendermaßen: Jemand sagt etwas und Sie beziehen es sofort auf sich. Daraufhin reagieren sie emotional, Sie sind wütend, verärgert, gekränkt, enttäuscht, traurig oder verletzt. Die ausgelösten Gefühle sorgen wiederum dafür, dass Sie sich entweder zurückziehen oder sich verbal verteidigen und es zum Streit kommt.

Ist es eventuell eine Krankheit?

Das Gesagte persönlich zu nehmen hat auch mit der Angst vor Zurückweisung zu tun, Angst davor, nicht dazuzugehören, Angst davor, nicht so akzeptiert zu werden, wie man ist. Je nach Ausprägung kann es krankhafte Züge annehmen, alles persönlich zu nehmen. Selbstzweifel und ein geringes Selbstbewusstsein verstärken das Verhalten, alles persönlich zu nehmen.

Alles persönlich nehmen: Was sind die Folgen?

Alles persönlich zu nehmen, hat oft negative Folgen, weil es zum Streit kommt. Konflikte lassen sich schwer lösen, weil alles Gesagte sofort persönlich genommen. In der Beziehung kann dieses Verhalten dazu führen, dass der Partner/die Partnerin sich nicht mehr traut etwas anzusprechen und somit wichtige Dinge unausgesprochen bleiben. Das schafft Distanz und Vertrauensverlust in der Beziehung.

Alles persönlich nehmen und die Folgen im Beruf: Der Berufsalltag erfordert meist sachliche Diskussionen. Wenn Sie die Kritik Ihrer Chefin oder Ihres Chefs immer persönlich nehmen und nur emotional reagieren, kann es sein, dass sie weniger ernst genommen werden.

Die Soforthilfe: Strategien für den akuten Moment

Wenn Sie sich im Moment verletzt oder angegriffen fühlen, helfen diese Techniken, die emotionale Spirale zu durchbrechen und die Kontrolle zurückzugewinnen.

Tipp 1: Die STOPP-Technik: Innehalten und Atmen

Reagieren Sie nicht sofort. Halten Sie bewusst inne und wenden Sie die STOPP-Methode an:

Tipp 2: Der Realitäts-Check: Stellen Sie sich diese 3 Fragen

Oft ist man beleidigt oder persönlich getroffen aus einer eigenen Empfindlichkeit heraus. 

Wenn Sie beispielsweise eingeschnappt sind, weil Bekannte Ihnen nicht zum Geburtstag gratulieren, können Sie Ihre eigene Einstellung hinterfragen. Ist es Ihnen vielleicht auch selbst schon einmal passiert, dass Sie das eine oder andere wichtige Ereignis vergessen haben. 

Nicht jeder meint es immer schlecht mit einem oder will einem was Böses.

Bevor Sie einer negativen Interpretation glauben, hinterfragen Sie diese kritisch:

  1. Geht es hier wirklich um mich? Oft hat die Reaktion des anderen mehr mit seiner eigener Stimmung oder Stress zu tun. Die schlechte Laune Ihres Partners nach der Arbeit ist selten ein persönlicher Angriff.
  2. Welche anderen Erklärungen könnte es geben? Vielleicht kritisiert Ihr Chef Ihre Arbeit nicht, weil er Sie für unfähig hält, sondern weil er unter Zeitdruck steht.
  3. Was ist die sachliche Botschaft? Versuchen Sie, die reine Information von Ihrer emotionalen Bewertung zu trennen.

Tipp 3: Die Quelle betrachten („Consider the Source“)

Fragen Sie sich, wer die Kritik äußert. Handelt es sich um eine Person, deren Meinung Sie schätzen? Oder kommt die Bemerkung von jemandem, der bekanntermaßen unsachlich ist? Nicht jede Meinung verdient das gleiche Gewicht.

Sich außerdem in die Lage des anderen zu versetzen, wirkt oft Wunder und erlaubt Ihnen, einen anderen Blick auf das Geschehen und das Verhalten des anderen zu bekommen. 

Die Bekannte meldet sich nie telefonisch bei Ihnen, sondern verabredet sich lieber mit Ihnen per SMS oder Whatsapp. Anstatt sich persönlich herabgesetzt zu fühlen, können Sie die Perspektive der Freundin einnehmen. Vielleicht telefoniert sie einfach nicht gerne.

Tipp 4: Distanz gewinnen durch den „Blick von außen“

Stellen Sie sich vor, Sie würden einem guten Freund von der Situation erzählen. Welchen Rat würden Sie ihm geben? Dieser Perspektivwechsel hilft, die emotionale Aufladung zu reduzieren und die Situation objektiver zu bewerten. 

Wenn der Partner abends schlecht gelaunt von der Arbeit kommt, hat diese Stimmung nicht unbedingt etwas mit ihnen zu tun. Und genau das sollten Sie sich auch selbst sagen, damit die schlechte Laune des Partners nicht auf Sie abfärbt. Mit ein bisschen Distanz können Sie leichter darüber hinwegsehen, wenn Ihr Partner einen ruppigeren Ton anschlägt.

Langfristige Lösungen: Bauen Sie Ihr inneres Schutzschild auf

Wahre Gelassenheit entsteht, wenn Sie Ihr inneres Fundament stärken. Diese Strategien helfen Ihnen dabei, nachhaltig widerstandsfähiger zu werden.

Tipp 5: Das Fundament stärken: Wege zu einem gesunden Selbstwertgefühl

Ein starkes Selbstwertgefühl ist der beste Schutz davor, Dinge persönlich zu nehmen. Schon kleine Schritte können einen Unterschied machen:

Tipp 6: Die Macht der Kommunikation: Konflikte klären mit Ich-Botschaften

Wenn Sie etwas verletzt, sprechen Sie es an – aber auf eine konstruktive Weise. Nutzen Sie Ich-Botschaften anstelle von anklagenden Du-Botschaften.

Statt: „Du kritisierst immer nur an mir herum!“

Besser: „Wenn du sagst, das Essen schmeckt nicht, fühle ich mich verletzt, weil ich mir viel Mühe gegeben habe.“
Das öffnet die Tür für ein echtes Gespräch, anstatt das Gegenüber in die Verteidigung zu drängen.

Tipp 7: Resilienz trainieren: Wie Sie an Kritik wachsen

Resilienz ist die Fähigkeit, gestärkt aus Krisen hervorzugehen. Betrachten Sie konstruktive Kritik nicht als Angriff, sondern als Geschenk. Fragen Sie sich: „Gibt es hier einen wahren Kern, aus dem ich etwas lernen kann?“ Diese Haltung verwandelt schmerzhafte Momente in Wachstumschancen.

Tipp 8: Loslassen lernen: Akzeptieren, was Sie nicht ändern können

Haben Sie schon mal probiert, einen anderen Menschen zu ändern? Das geht meist eher nach hinten los, der andere reagiert mit Ablehnung und es kommt zum Streit. 

Sich selbst hingegen kann man schon ändern. Und das eigene veränderte Verhalten führt auch die Mitmenschen dazu, anders auf einen zu reagieren.

Sie können andere Menschen nicht ändern, nur sich selbst und Ihre Reaktion auf sie. 

Wenn Sie akzeptieren, dass Sie nicht die Kontrolle über die Handlungen oder Meinungen anderer haben, befreien Sie sich von einer enormen Last. Ihr verändertes, gelassenes Verhalten wird oft auch bei Ihren Mitmenschen eine positive Veränderung bewirken.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Ist es eine Krankheit, alles persönlich zu nehmen?

In den meisten Fällen ist es keine Krankheit, sondern ein erlerntes Verhaltensmuster, das oft mit einem geringen Selbstbewusstsein zusammenhängt. Wenn es jedoch zu starkem Leiden führt, kann es sinnvoll sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Was sind die Folgen, wenn man immer alles persönlich nimmt?

Die Folgen sind oft belastend. Es kann zu häufigen Streits und ungelösten Konflikten führen. In Beziehungen kann es Distanz schaffen, da sich der Partner möglicherweise nicht mehr traut, Probleme anzusprechen. Im Beruf kann eine rein emotionale Reaktion auf sachliche Kritik dazu führen, dass man als weniger professionell wahrgenommen wird.

Wie kann ich negative Glaubenssätze über mich selbst ändern?

Achten Sie auf wiederkehrende negative Gedanken wie „Ich bin nicht gut genug“. Wenn Sie einen solchen Gedanken identifizieren, hinterfragen Sie ihn: Ist er wirklich zu 100 % wahr? Finden Sie Gegenbeweise. Ersetzen Sie den negativen Satz bewusst durch einen positiveren, realistischeren Leitsatz.

Fazit & Nächster Schritt

Gesagtes nicht mehr persönlich zu nehmen, ist ein Prozess und eine Fähigkeit, die Sie trainieren können. Indem Sie im akuten Moment innehalten und langfristig an Ihrem Selbstwertgefühl arbeiten, gewinnen Sie die Freiheit, selbst zu entscheiden, welche Worte Sie an sich heranlassen.

Vielleicht haben Sie schon vieles versucht – das ist kein Grund zur Verzweiflung. 

Probieren Sie diese Schritte aus, denn oft zeigen schon kleine Veränderungen große Wirkung! Wenn Sie dabei weitere Unterstützung wünschen, bin ich gerne für Sie da. 

Eine Mediation oder ein Coaching bietet Ihnen den geschützten Raum, diese Themen zu bearbeiten und nachhaltige Veränderungen für ein gelasseneres Leben zu erreichen.

Claudia Völker am Arbeitsplatz

Konflikte in der Familie, mit dem Partner oder Kollegen?

Lassen Sie uns darüber sprechen!

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