© Ilse Dunkel (Ille) / pixelio.de

Über Sinn und Unsinn von Vorurteilen

Neulich in der Einkaufsstraße fuhr jemand mit einem Auto die Straße entlang. Das Auto war getuned, machte einen Höllenlärm und der Fahrer drückte auch noch absichtlich aufs Gaspedal, verursachte noch mehr Lärm und hielt schon wenige Meter später an. „Was für ein Proll“, sagte ich. Und kurz darauf „Das war jetzt aber ein Vorurteil“. „Genau“, sagte meine Begleitung „vielleicht steigt aus dem Wagen gleich eine 80-jährige Dame und holt ihre Einkäufe aus dem Kofferraum. Und geliehen hat sich sie den Wagen von ihrem Enkel.“ Wir mussten beide lachen. Jeder Mensch hat Vorurteile, denn sie dienen dazu, Situationen schnell einzuschätzen. Diese Einschätzungen müssen nicht immer richtig sein, denn oft ist die Realität komplexer.

Was sind Vorurteile überhaupt?

Ein Vorurteil ist eine voreingenommene Meinung über etwas oder jemanden, also eine Verallgemeinerung. Ein Vorurteil ist eine verallgemeinernde Aussage, ohne die Tatsachen zu überprüfen. Es gibt positive oder negative Vorurteile, wobei die negativen mehr Schaden anrichten, weil sie eine feindselige, ablehnende Haltung geprägt sind.

Was haben Vorurteile für einen Nutzen und was sind die Ursachen?

Gerade wenn die Welt komplexer wird, bedienen sich Menschen häufiger Vorurteilen und glauben an Verschwörungstheorien. Denn so hat alles einen Sinn, schnell sind Erklärungen gefunden. Vorurteile geben Sicherheit, halten die Welt in den Fugen und sorgen für Beständigkeit. Situationen können schnell eingeordnet werden, um sich in dieser komplexen Welt zurecht zu finden. Vorurteile an sich sind eine Art Überlebensstrategie, weil sie den Alltag vereinfachen. Zur Gefahr werden sie, wenn sie Situationen und der Realität nicht gerecht werden. Wenn sie zu sehr vereinfachen und keine Zwischen- oder Grautöne mehr zulassen.

Was sind die Vor- & Nachteile von Vorurteilen?

Zu einer früheren Zeit waren Vorurteile ein wichtiger Schutzmechanismus, um das eigene Überleben zu sichern, wenn fremde Menschen als Bedrohung gesehen wurden.

Welche Nachteile bzw. Konsequenzen gibt es gesellschaftlich aufgrund von Vorurteilen?

Vorgefasste Meinungen bleiben bestehen und werden nicht auf ihre Richtigkeit überprüft. Das führt zu einer Stigmatisierung von Einzelpersonen oder Gruppen. Vorurteile verursachen Streit und Missverständnisse und sorgen bei Betroffenen für große Frustration, weil sie sich nie so zeigen dürfen, wie sie sind, sondern immer wieder in eine Schublade gesteckt werden. Rassismus und Ausgrenzung sind die Folgen von Vorurteilen.

Zu sehr auf Vorurteile zu vertrauen, verhindert auch das Bilden einer eigenen Meinung und macht anfällig für Manipulation.

Unsinn von Vorurteilen

Vorurteile zu haben, heißt die Welt in schwarz oder weiß einzuteilen. Diese Weltsicht engt ein, hält Klischees aufrecht und verhindert Weiterentwicklung und Wachstum. Vorurteile bilden nicht die Realität ab, sondern es sind vorgefertigte Stereotypen, starre Meinungen, an denen nicht gerüttelt wird. Es handelt sich dabei oft um Einstellungen, die von anderen übernommen wurden. Passiert dies unüberlegt, bildet man sich keine eigene Meinung, sondern übernimmt Stereotypen. Ich weiß nicht, ob der Typ in seinem Sportwagen ein Proll ist. Um das herauszufinden, müsste ich mich schon mit ihm auseinandersetzen, mit ihm reden, ihn kennenlernen. Nur so kann ich mir eine Meinung über ihn bilden. Vorurteile, die nicht auf ihre Richtigkeit überprüft werden, führen zu Diskriminierung und zur Benachteiligung bestimmter Menschengruppen.

Wie kann man Vorurteile abbauen?

Menschen, die sagen, sie haben keine Vorurteile, sind mir suspekt. Vorurteile sind da, jeder Mensch hat Vorurteile. Oft ist es ein schnell gefälltes Urteil über einen Menschen oder eine Situation. Es geht nicht darum, zu beurteilen, ob Vorurteile gut oder schlecht sind. Es geht vielmehr darum, sich bewusst zu sein, dass man Vorurteile hat und sich selbst und seine Denkweise immer wieder infrage zu stellen.

Tipps & Möglichkeiten, wie man Vorurteile abbauen kann:

  • Miteinander reden: Stellen Sie Fragen, anstatt sich vorschnell eine Meinung zu bilden
  • Selbstreflexion: beobachten Sie sich selbst (Wann urteile ich schnell über jemanden oder etwas?), Stellen Sie Ihre eigenen Vorurteile in Frage (Stimmt das tatsächlich? Was könnte hinter dem Verhalten des Anderen stecken?)
  • Reden Sie mit Anderen über Vorurteile, machen Sie sich gegenseitig bewusst, wann Sie vorschnell über jemanden oder etwas urteilen.

Bildquelle: © Ilse Dunkel (Ille) / pixelio.de

Claudia Völker am Arbeitsplatz

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