Zu erklären, was Mediation ist, gestaltet sich häufig etwas schwierig. Folgende Dialoge sind nicht selten: „Was machst Du? – Ich arbeite als Mediatorin. – Meditation?! – Nein, Mediation. – Achso, Schlichtung. – Nein, Mediation.“
Kennenlernen und Vertrauen aufbauen
Anstatt die Entscheidung über den Konflikt einem Dritten zu überlassen, erarbeiten die Streitenden gemeinsam mithilfe einer neutralen dritten Person ihre Lösung. Das Ziel der Mediation ist es, eine für beide Seiten faire Lösung zu finden, bei denen für beide Konfliktparteien mehr herauskommt als ein einfacher Kompromiss. Mediation schafft Klarheit und ermöglicht Verständnis.
Zuerst findet ein Vorgespräch statt. Dabei lernt die Mediatorin die Menschen und die Hintergründe des Konflikts kennen. Anhand der ersten Informationen kann sie einschätzen, ob sich eine Mediation für den jeweiligen Fall eignet. Beim ersten Kennenlernen geht es also darum Vertrauen aufzubauen und eine angenehme Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Die Mediatorin leitet das Gespräch, achtet darauf, dass alle Beteiligten sich gegenseitig ausreden lassen und einander zuhören. Das Ziel dieses Kennenlernens ist es, einen sicheren Rahmen für das Gespräch zu schaffen.
In der zweiten Phase geht es um die Themensammlung
Die Parteien stellen ihre jeweiligen Sichtweisen dar. In dieser Phase kommen die Medianden ausführlich zu Wort und können ihr Anliegen schildern. In der Regel läuft die Kommunikation über die Mediatorin. Beide Seiten kommen nacheinander zu Wort und können sich mitteilen. Ich versuche in dieser Phase genau zu erfassen, worum es bei dem Konflikt geht, spiegele, fasse das Gesagte zusammen und stelle gegebenenfalls Verständnisfragen. Die Medianden haben nacheinander die Möglichkeit die Themen zu benennen, die für sie wichtig sind und besprochen werden müssen. Die Themen werden gesammelt und an einem Flipchart aufgeschrieben.
Worum geht es bei dem Konflikt genau?
Diese Frage steht in der dritten Phase (Konflikterhellung) im Mittelpunkt. Es geht darum zu verstehen, was sich unter der Oberfläche abspielt. Bedürfnisse und Gefühle werden angesprochen. Interessen und Wünsche werden herausgearbeitet. Falls es erforderlich ist und die Medianden damit einverstanden sind, können Einzelgespräche stattfinden. In dieser Phase kommt vieles zur Sprache, was sich angestaut hat, was verschwiegen wurde, was beide Seiten sich nicht getraut haben, anzusprechen. Der Nebel beginnt sich zu lichten. Schrittweise stelle ich auch die direkte Kommunikation zwischen den Medianden her. Ich erarbeite ein tieferes Verständnis für die unterschiedlichen Sicht- und Erlebnisweisen. Dabei stehen die Motive, Interessen, Wünsche, Gefühle und Bedürfnisse der Parteien im Mittelpunkt. Das Ziel dieser Phase ist es, einen Perspektivwechsel zu vollziehen, und nach und nach die direkte Kommunikation zwischen den Konfliktparteien herzustellen.
Lösungsfindung
Nachdem nun die Hauptthemen des Konfliktes erarbeitet wurden, machen wir uns an die Lösungsfindung. Die Konfliktparteien entwickeln dabei eigene Lösungen. Ich unterstütze sie mit Brainstormings oder lösungsfokussierten Fragen. In Phase 4 angekommen, sind beide Seiten nun wieder bereit miteinander zu kooperieren. Frei nach dem Motto „Was ist alles denkbar?“. Schritt für Schritt arbeiten beide Seiten heraus, welche Lösungen für sie passen, welche realistisch sind und sich im Alltag tatsächlich umsetzen lassen. Eine Win-Win-Lösung wird angestrebt. Es kann auch durchaus sein, dass sich an der einen oder anderen Stelle noch mal ein Thema der Medianden auftaucht. Das betrachte ich dann noch mal näher. Insofern ist es normal, dass sich während des Mediationsprozesses die Phasen noch mal abwechseln.
Die Vereinbarung
Die Parteien schließen eine einvernehmliche Vereinbarung. Die Lösungen der Medianden schreibe ich ebenfalls detailliert an die Tafel. Am Ende lese ich alles noch mal vor und lasse diese Vereinbarung abschließend von beiden Seiten unterzeichnen. Die Parteien entscheiden selbst über den Inhalt und können ihn gegebenenfalls auch von einem Anwalt prüfen lassen.
Der Sinn & die Wirkung eines Mediationsverfahrens
Was ist die Wirkung eines Mediationsverfahrens? Eine Mediation ist ein möglicher Lösungsweg bei einer Vielzahl an unterschiedlichen Konfliktsituationen aller möglichen Lebensbereiche. Eine Mediation ist immer dann sinnvoll, wenn die Konfliktparteien daran interessiert sind, gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten. Mediation ist nicht sinnvoll, wenn es einer oder mehreren Parteien in erster Linie darum geht, als „Gewinner“ aus dem Konflikt hervorzugehen.
Bildquelle: © Dr. Stephan Barth/pixelio.de
2 Kommentare
Ich stimme zu, dass es beim ersten Kennenlernen darum gehen soll, ein Vertrauensverhältnis zwischen den Parteien zu schaffen. Meine Tante hat als Arbeitgeberin die Dienste eines Mediators in Anspruch genommen. Sie wollte einen langjährigen Konflikt zwischen zwei Arbeitnehmern lösen.
Vielen Dank für Ihren Kommentar! Welche Erfahrung hat Ihre Tante denn mit einer Mediation gemacht? Konnte der Mediator bei dem Konflikt weiterhelfen?
Beste Grüße
Claudia Völker-Cheung